Die Filmemacherin und künstlerische Forscherin Marianna Christofides versteht das Themenfeld Energie als eine Ethik multipler Kräfte, denen sie nachspürt. Die mehrteiligen, medienübergreifenden Erzählungen unserer Stipendiatin entstehen mittels 16-mm-Bewegtbild-, Ton-, Performance- und Textelementen und werden durch Begegnungen mit neuen Lebenswelten, teils zerstörten und teils in Entstehung begriffenen Landschaften immer neu aktiviert. Konfrontiert mit der Tatsache, dass das menschliche Handeln die Ökologien, in die es eingebunden ist, unwiderruflich verstümmelt hat, versucht Christofides eine poetische und kritische Resonanz auf Kräfte zu schaffen, denen verwundbare Körper – menschliche und nicht-menschliche – ausgesetzt sind.
Seit 2018 sucht sie wiederholt Orte in Japan auf und recherchiert zu unterbrochenen Lebensläufen, langsamer Gewalt, Auswirkungen von tektonischen Verschiebungen und Umweltkatastrophen. Sie stößt auf nukleares Unbehagen, ein durch Quecksilber verseuchtes Meer, begegnet Konzernnationalismen und gesellschaftlichen Verwerfungen.
Doch welche Handlungsmöglichkeiten haben wir in einer dahinsiechenden Welt, in der die Ungewissheit vorherrscht? Gelenkt durch das leise Summen verschiedener Formen von Energiekräften und deren (un)sichtbare Bahnen sucht Christofides nach Wegen, diesen Fragen in Zusammenarbeit mit Künstler:innen, Aktivist:innen, Handwerker:innen und Forscher:innen nachzugehen.
Ihr Projekt „Strung to Breaking Point" ist Teil des Zyklus „Exercises in becoming uncertain". Ihre Lecture Performances waren 2021 im Berliner bi'bak Kino und 2022 im Wiener mumok Kino zu sehen.
#VISIT2020